12 August 2008

Falsche Stimme, falsche Füße: Die spektakuläre Olympia-Eröffnungsfeier in Peking war manipuliert. Bei dem Lied zum Einzug der chinesischen Nationalflagge sang nicht das neunjährige Kind, das zu sehen war.

Die eigentliche Sängerin war einem Politbüro-Funktionär nicht hübsch genug, wie der Musikdirektor Chen Qigang im Staatsfernsehen CCTV beichtete. Und das Olympia-Organisationskomitee bestätigt nunmehr, dass die TV-Aufnahmen der mit Feuerwerk erzeugten 29 «Fußstapfen» am Pekinger Nachthimmel zum Teil per Computergrafik erzeugt wurden.

In China ist die bildhübsche Lin Miaoke mit ihrem «Lied auf das Vaterland» mittlerweile zum Kinderstar aufgestiegen. Doch wie einst bei der Skandalband «Milli Vanilli» war die Show gefälscht. Denn die Stimme gehörte der zehnjährigen Yang Peiyi - die aber nicht nach Ansicht des Politbüro-Mitglieds süß genug aussah, um sie dem Milliarden-Publikum zu präsentieren. Als die chinesische Flagge ins Nationalstadion gebracht wurde, bewegte Lin Miaoke in einem roten Kleid und mit strahlendem Lächeln ihre Lippen zum vorher aufgenommenen Gesang von Yang Peiyi. «Wir haben die perfekte Stimme und ein perfektes Image zusammen kombiniert», sagte Musikdirektor Chen. «Es war eine Entscheidung, die wir in letzter Minute treffen mussten.»

Bei den Proben sei immer die Zehnjährige aufgetreten. Doch war Starregisseur Zhang Yimou nicht zufrieden, weil Peiyi ein bisschen zu alt gewirkt habe. Letztendlich habe sich sogar ein Mitglied des Politbüros eingeschaltet: «Es muss gewechselt werden.» Wer das Mädchen wegen mangelnder Lieblichkeit aussortierte, ist unklar. In Frage kommen könnten Liu Qi, der Chef des Olympia- Organisationskomitees BOCOG, ebenso wie der als Kronprinz von Präsident Hu Jintao gehandelte Xi Jinping. Xi ist oberster Olympia-Koordinator.

Und auch die Feuerwerks-Fußstapfen waren nicht echt - zumindest die Fernsehbilder, die das Milliarden-Publikum in aller Welt vor den Fernsehschirmen zu sehen bekam. Die Aufnahmen der von Feuerwerkskünstlern an den Pekinger Nachthimmel gemalten 29 «Fußstapfen» waren zum Teil per Computergrafik erzeugt, wie BOCOG-Generalsekretär Wang Wei am Dienstag offiziell bestätigte. Es seien im Voraus produzierte Aufnahmen «zur Erleichterung der Arbeit und für den dramatischen Effekt» verwendet worden.

Die Feuerwerk-Fußstapfen über Peking seien echt gewesen. «Aber wegen der schlechten Sicht wurde möglicherweise vorher aufgenommenes Material verwendet», sagte Wang Wei. Produziert wurden die digitalen Fußabdrücke von dem Pekinger Unternehmen Crystal Digital Technology. Ein Mitarbeiter hatte das Geheimnis am Wochenende enthüllt. «Aber die meisten Zuschauer dachten, es sei echt - damit hat unsere Arbeit ihren Zweck erfüllt», hatte Video-Spezialist Gao Xiaolong offenbart.

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