06 April 2008

style wars

Von Sebastian Hofer

Sie werden beschimpft, bespuckt und mit Flaschen beworfen: In Mexiko sehen sich die harmlosen Emo-Kids zunehmend Anfeindungen anderer Jugendgruppen ausgesetzt. Jetzt kam es erstmals zu Hetzjagden auf die stets schwarz gekleideten Teenager - die doch nur eins sein wollen: sensibel.

In Mexikos Städten haben sich die Anhänger verschiedener Jugendkulturen zusammengetan, um gemeinsam gezielt auf die von ihnen verachteten Emos loszugehen.

Emo, ein weltweit verbreiteter Jugendtrend, ist in Mexiko seit einigen Jahren vor allem unter den 15- bis 17-Jährigen aus der Mittelschicht sehr populär. Mit ihrer engen schwarzen Kleidung, ihren schwarz geschminkten Augen und den typischen, aufwendig gestylten Frisuren, die einen Teil des Gesichts verdecken, fallen die Emo-Kids im Stadtbild auf. In großen Gruppen belagern sie zentrale Plätze, Parks oder Einkaufspassagen. Sie geben sich bewusst sensibel, melancholisch und introvertiert.


Seit Anfang März Punks, Gothics, Skater und andere Jugendliche zu Hunderten ins Zentrum der zentralmexikanischen Stadt Querétaro zogen, um die Emos von ihrem Treffpunkt, der Plaza de Armas, zu vertreiben und sie durch die Straßen der Altstadt zu jagen, reißt die Welle der Angriffe auf Emos nicht mehr ab. Laut der Tageszeitung "La Jornada" kam es bereits in sechs Bundesstaaten des Landes zu Zusammenstößen. Schwere Verletzungen blieben bisher noch aus.

"Sie haben uns unsere Musik und unseren Stil geklaut"

Die Gründe für die Angriffe gegen Emos sind unklar. Ausgelöst wurden sie offenbar durch Aufrufe im Internet und Parolen auf Flugblättern. "Sie haben uns unsere Musik und unseren Stil geklaut", werfen die Anhänger anderer Jugendsubkulturen, vor allem Punks und Gothics, den Emos dort vor. Schon seit Monaten zieht eine regelrechte Anti-Emo-Bewegung im Internet über sie her. In zahlreichen Blog-Einträgen und YouTube-Videos werden Emos als verwöhnte und verweichlichte Mittelschichtkinder verhöhnt, die nur einem Modetrend nachlaufen und sich theatralisch als hypersensibel inszenieren.

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